Am 27.04.2019 gab es eine weitere Schultheateraufführung im Festspielhaus für die SchülerInnen der Füssener Schulen. Dieses Jahr wurde „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ von Simon Stephens nach dem Roman von Mark Haddon aufgeführt – eine Mischung aus Detektivgeschichte, Heldenepos und Familiendrama.
Die Hauptrolle des Stücks spielt der 15-Jährige Christopher, der – im medizinischen Sinne - Asperger-Autist ist und sich selbst als Mathematiker mit einigen Verhaltensschwierigkeiten bezeichnet. Das Stück beginnt damit, dass er verdächtigt wird den Nachbarshund Wellington mit einer Mistgabel getötet zu haben. Schon hier wird deutlich, dass Christopher zwar hervorragend mit Fakten umgehen kann, aber eben nicht mit Menschen und er einen sehr eigenen Blick auf die Welt aufgrund seiner Sinneswahrnehmung hat. Außerdem ist er sehr ehrlich und loyal. Er kennt alle Primzahlen bis 7507 und stellt philosophische Theorien über das Weltall auf. Schwierige logische Probleme löst er problemlos. Aber alles Unvermutete, alles, was er nicht vorher erfährt, versetzt ihn in große Panik. Tatsächlich ist er noch niemals weiter als bis zum Ende der Straße von Swindon gegangen, einer Kleinstadt in der Nähe von London. Hier wohnt er allein mit seinem Vater Ed, einem Heizungsmonteur, seit seine Mutter vor zwei Jahren – wie es ihm sein Vater erzählte - gestorben ist. Christophers Unschuld ist zwar schnell belegt, aber damit sind die Ermittlungen der Polizei offenbar auch abgeschlossen. Also beschließt Christopher, den Täter selbst zu ermitteln. Das ist der Beginn einer Art Kriminalgeschichte und er ist ihr Erzähler und auch der ermittelnde Detektiv. Christopher bricht aus seiner bisher sehr engen und kleinen Welt aus und wagt sich mutig weit über ihre Grenzen hinaus. Eine spannende Reise beginnt, die Christopher nicht nur zum Täter führt, sondern auch sein bisheriges Leben völlig verändert.
Das spannende Stück thematisiert das Erwachsenwerden eines Jugendlichen mit Behinderung mit seinen verloren geglaubten Hoffnungen in einer zersplitterten Familie, der über sich selbst hinauswächst. Die besondere Art eines Menschen mit Autismus, die Welt zu erleben, wurde im Stück eindrucksvoll vermittelt. Das uns scheinbar Bekannte und Gewohnte kann durch einen Menschen mit anderer Wahrnehmung ganz anders erlebt werden und beispielsweise eine für die meisten Menschen banale Tätigkeit - wie eine Fahrt mit der U-Bahn – zu einer geradezu heldenhaften Herausforderung werden lassen.
Die SchülerInnen sahen ein einfühlsames Stück, das menschliche Unterschiede, die schnell in eine Außenseiterrolle führen, in der Figur des Christopher Boone lebendig werden ließ. „Etiketten sagen nichts über eine Person. Sie sagen nur etwas darüber aus, wie der Rest von uns sie kategorisiert.“ (Mark Haddon)
Genau dies hinterfragte das Stück kritisch … am Ende hatten die ZuschauerInnen Christopher als individuellen Menschen mit seinen Stärken, Eigenheiten und Schwächen kennen und schätzen gelernt und nicht die typischen Merkmale einer bestimmten Behinderung gemäß einer Theorie. Wir alle sollten also versuchen, Menschen mit Behinderung individuell kennen und persönlich schätzen zu lernen und sie nicht durch schubladenhaftes Denken schon im Vorfeld zu kategorisieren.
Bericht: Felix Donnabauer